Logopädie
Adrian Meier
Adrian Meier Redaktor für Gesundheit

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Als Logopädie oder auch Sprecherziehung wird das medizinisch-therapeutische Fachgebiet bezeichnet, das sich mit Störungen oder Funktionseinschränkungen der Sprache, der Kommunikation, des Redeflusses, des Sprechens, des Schluckens, der Stimme aber auch der Schriftsprache (Lesen und Schreiben) und des Mathematik-Verständnisses beschäftigt. Die Logopädie umfasst neben Therapie und Rehabilitation auch Beratung, Prävention und Diagnostik.

 

In welchen Einrichtungen wird Logopädie durchgeführt?

Die medizinische Fachdisziplin der Logopädie beinhaltet die Behandlung von Menschen, die unter einer der verschiedenen Formen von Sprech-, Sprach- Hör- und Stimmstörungen leiden und deren Kommunikationsfähigkeit dadurch eingeschränkt ist.

Logopädie ist die Behandlung von Menschen, die unter Sprech-, Sprach- Hör- oder  Stimmstörungen leiden

Logopädie ist die Behandlung von Menschen, die unter Sprech-, Sprach- Hör- oder Stimmstörungen leiden.

Des Weiteren werden auch Schluckstörungen diagnostiziert und behandelt. Logopäden und Logopädinnen helfen den Menschen mit verschiedenen Übungen in den folgenden Einrichtungen ausführen:

  • Krankenhäusern
  • Praxen für Stimm- und Sprech- und Sprachtherapie
  • Logopädischen Praxen
  • Neurologischen Kliniken
  • Rehabilitationskliniken
  • HNO-Praxen
  • Phoniartischen Kilinken
  • Kinderzentren
  • Sozialpädiatrischen Zentren
  • Cochlear-Implantat-Zentren
 

Welche Symptome können mit Logopädie behandelt werden?

Die Logopädie verbessert die Kommunikationsfähigkeit von Patienten jeden Alters. Es kann sich dabei um angeborene Störungen, mit dem Alter erhaltene Einschränkungen oder auch Krankheiten halten.

Die folgenden Störungen, Einschränkungen und Krankheiten können mit Logopädie behandelt werden:

  • Sprechstörungen, wie z.B Stottern
  • Sprachstörungen, wie z.B Aussprache
  • Stimmstörungen, wie z.B Stimmbandlähmung
  • Zungenfehlfunktionen bei Gebissfehlstellungen oder kieferorthopädischen Problemen
  • Schluckstörungen
  • Sprachstörungen auf Grund von Höreinschränkungen oder bei Schwerhörigkeit
  • Sprachstörungen nach einem Hirntumor, Schlaganfall, Koma, Unfall
  • Störung der Sprache auf Grund von neurologischen Erkrankungen
  • Sprachstörungen bei neurotischen, psychiatrischen, psychosomatischen oder hysterischen Krankheiten
 

Anwendungsgebiete der Logopädie für Erwachsene

Die Ursache vieler Sprech-, Sprach-, Schluck- und Stimmstörungen von Erwachsenen sind oftmals auf Schädigungen des Gehirns zurückzuführen. Zu diesen Schädigungen zählen Schlaganfälle, Tumore, Schädel-Hirn-Traumata, aber auch degenerative Erkrankungen, wie Multiple Sklerose und Parkinson. Neben diesen gibt es weit mehr Krankheiten, die das Sprech- und Sprachvermögen beeinträchtigen können. Zu den häufigsten und wichtigsten Störungsbildern, die logopädisch behandelt werden, zählen:

Aphasie: Die Aphasie ist eine zentrale Sprachstörung, die durch Hirnschäden verursacht wird. Häufig sind alle Bereiche der Sprache von einer Störung betroffen, es kann sich aber um unterschiedliche Ausmasse handeln; Sprachverständnis, Sprechen, Grammatik, Abruf von Worten, Lesen und Schreiben.

Aphasie kann zu Störung der Grammatik, Abruf von Worten, Lesen und Schreiben führen

Aphasie kann zu Störung der Grammatik, Abruf von Worten, Lesen und Schreiben führen.

Sprechstörungen (Dysarthrien): Liegt eine Dysarthrie vor, spricht der Patient undeutlich, verwaschen und gepresst. Dies kann bis zur Unverständlichkeit führen. Die Ursache für solch ein Sprechverhalten ist eine gestörte Sprechmotorik. Diese kann in Folge von Krankheiten, wie zum Beispiel dem Morbus Parkinson oder durch Verletzung der Muskeln und Nerven, die fürs Sprechen zuständig sind, auftreten. Sind zudem die Stimmbildung im Kehlkopf und die Atmung beeinträchtigt, wird von einer Dysarthrophonie gesprochen.

Stimmstörungen (Dysphonien): Eine funktionelle Dysphonie kann von den typischen Anzeichen, wie Räusperzwang und Heiserkeit angekündigt werden. Der Grund für diese Symptome sind der falsche oder ökonomisch nicht korrekte Einsatz der Atmung und des stimmbildenden Kehlkopfs beim Sprechen. Auch Lähmungen, Entzündungen und bösartige Tumore können zu Dysfunktionen der Stimmgebungsorgange führen. Hierbei kann es bis zum Ausfall der Stimme kommen. Ist dies der Fall, wird von einer organischen Dysphonie gesprochen.

Sprechapraxie: Die Sprechpraxie ist wie die Aphasie ebenfalls neurologisch bedingt. Sie tritt oftmals in Verbindung mit der Aphasie auf. Ist ein Patient von der Sprechapraxie betroffen, ist die Planung der Bewegungsmuster, die zum Sprechen notwendig sind, gestört. Dadurch fügt der Patient Laute hinzu, lässt welche aus oder setzt sie in der falschen Reihenfolge zusammen. Auch der Sprechrythmus und die Sprechmelodie sind meist verändert, dadurch ist die Aussprache der Betroffenen schwer verständlich.

Schluckstörung (Dysphagie): Nach einem Schlaganfall ist häufig der Schluckakt behindert. Auch Bestrahlungen von bösartigen Tumoren oder Operationen im Bereich des Mundes oder Halses können Auslöser für eine Dysphagie sein. Die Schluckstörungen beeinträchtigen je nach Ausmass die Flüssigkeits- und Nahrungsaufnahme, können diese sogar komplett unmöglich machen.

 

Anwendungsgebiete der Logopädie bei Kindern und Jugendlichen

Eine logopädische Behandlung für Kinder und Jugendliche kann genauso wie für Erwachsene verschiedene Ursachen haben. Zu diesen gehören beispielsweise:

Sprachentwicklungsstörung: Das Sprachverständnis und das Sprechen entwickeln sich bei Kleinkindern nach einem Schema – zuerst einzelne Wörter, später kurze Sätze und im Alter von drei bis vier Jahren werden grammatikalische Grundprinzipien begriffen. Bei der Sprachentwicklung sollten sich die einzelnen Schritte innerhalb einer bestimmten Zeitspanne vollziehen. Liegt eine Sprachentwicklungsstörung vor, läuft dieser Prozess verzögert ab. Darüber hinaus besteht für Kleinkinder mit einer Sprachentwicklungsstörung das Risiko, später eine Lese-Rechtschreib-Schwäche zu entwickeln.

Artikulationsstörung: Das Lispeln ist eines der bekanntesten Beispiele für eine Artikulationsstörung. Bei dieser fällt es dem Patienten schwer, das S auszusprechen. Die charakteristischen Lautfehlbildungen einer Artikulationsstörung können jedoch auch andere Laute betreffen. Oftmals wird für das Lispeln eine im Mundbereich vorliegende Schwäche der Muskulatur verantwortlich gemacht. (Eine myofunktionelle Schwäche). Daher tritt das Lispeln oftmals gemeinsam mit einem veränderten Schluckmuster auf.

Stimmstörungen: Eine kindliche Stimmstörung hat die gleichen Symptome, wie die der Erwachsenen. Das Kind leidet unter einer rauen oder heiseren Stimme. Es kann bis zum Stimmausfall kommen.

Hörstörungen: Hört ein Kind schlecht (Hörverlust) oder gar nicht (Taubheit), verzögert sich meistens auch die Sprachentwicklung. Betroffen sind sowohl die Konzeptbildung, als auch die Fähigkeit zu Sprechen und das Sprachverstehen. In diesem Fall wird von einer sekundären Sprech- und Sprachstörung gesprochen, da die Sprachentwicklung in Folge einer anderen Erkrankung beeinträchtigt ist.

Störungen des Redeflusses: Eines der bekanntesten Beispiele für eine Störung des Redeflusses ist das Stottern. Es können sowohl Kinder und Jugendlichen als auch Erwachsenen davon betroffen sein. Hierbei werden Silben, Laute oder Worte wiederholt.

Stottern ist eine verbreitete Störung und behandelbar

Stottern ist eine verbreitete Störung und behandelbar.

Funktionsstörungen im Gesicht- und Mundbereich: Kleinkinder mit einer angeborenen Fehlbildung, wie beispielsweise einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte gehören zu den Betroffenen. Aber auch Kieferanomalien oder Zahnfehlstellungen können die Aussprache beeinträchtigen.

Hierbei kann es vorkommen, dass die Muskeln, die am Sprechvorgang beteiligt sind, nicht korrekt funktionieren.

 

Logopädie – als Beruf

Logopäden sind stets im Kontakt mit Menschen. Da diese Menschen Probleme mit der Sprache, dem Sprechen oder der Stimme haben und somit in der Kommunikation eingeschränkt sind, sollte ein Logopäde oder eine Logopädin viel Geduld und Einfühlungsvermögen an den Tag legen. Logopäden können sowohl Kleinkinder mit Sprachentwicklungsstörungen als auch Schlaganfallpatienten behandeln. Daher sollten sie neben fundiertem Fachwissen eine sehr gute Beobachtungsgabe und auch Menschenkenntnis haben.

Ein Logopäde braucht fundiertes Fachwissen, eine sehr gute Beobachtungsgabe und Menschenkenntnis

Ein Logopäde braucht fundiertes Fachwissen, eine sehr gute Beobachtungsgabe und Menschenkenntnis.

Ausbildung zum Logopäden
Im Logopädie-Studium wird medizinisches, pädagogisches und psychologisches Fachwissen erlernt. Auch Neurologie, Linguistik, Soziologie und die menschliche Muskulatur gehören zu den Schwerpunkten dieses Berufes. Da es sich bei der Logopädie-Ausbildung um ein sehr praxisorientiertes Studium handelt, arbeitet der Student bis zu 35% der Studienzeit mit Patienten und begleiten diese bei ihren Übungen. Da dies bei Menschen mit Sprachstörungen nicht immer einfach ist, lernt der Auszubildende sich mit Bildern und Gesten zu verständigen und seinen Patienten gut zu beobachten. Der Student sollte über Kreativität, Belastbarkeit und gute pädagogische Fähigkeiten verfügen und sowohl die Sprache als auch die Aussprache zu 100% beherrschen. Eine schnelle Auffassungsgabe und Flexibilität sind ebenso wichtige Grundsteine für den Beruf der Logopädie.

In der Schweiz dauert die Ausbildung zum Logopäden drei Jahre. Ein umfassendes Studium als auch eine Weiterbildung in diesem Bereich bieten die Schweizer Hochschule für Logopädie Rorschach, die Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik in Zürich und die Fachhochschule Nordwestschweiz in Basel. Auch an den Universitäten in Genf und Neuenburg kann eine Logopädie-Ausbildung absolviert werden.

Die Voraussetzung für ein Logopädie-Studium in der Schweiz ist das gymnasiale Maturitätszeugnis. Weitere Bedingungen können von Hochschule zu Hochschule variieren. Es kann vorkommen, dass Erfahrungen als Lehrer oder Erzieher gefordert werden. Ein Bachelor in Psychologie wird von der Universität in Genf verlangt. Wer noch keine Erfahrungen als Pädagoge gesammelt hat, kann ein dreimonatiges Praktikum vor dem Beginn des Studiums absolvieren.

In der deutschsprachigen Schweiz wird die Ausbildung zum Logopäden mit einem Bachelordiplom abgeschlossen. In der französischen Schweiz führt sie zu einem Masterdiplom.
Das momentane Durchschnittsgehalt eines Logopäden in der Schweiz liegt bei CHF 6'555 pro Monat.